Vergil - Aeneis XII

Übersetzung und Einführungstext von Rainer Lohmann


Aeneas Flucht aus Troja
Federico Barocci, 1598

Die Aeneis (veraltet auch Äneide) ist das von Vergil auf der Grundlage früherer Überlieferungen gestaltete Epos von der Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Die Aeneis erzählt also einen der Gründungsmythen des römischen Reiches.

Quelle: Wikipedia

Das vorliegende zwölfte und letzte Buch lässt sich in vier größere Abschnitte gliedern:

1. Einheit (Verse 1 bis 215)

Turnus entschließt sich zum Zweikampf mit Aeneas, der in den Vorschlag einwilligt. König Latinus' Versuche und die seiner Gattin Amata, Turnus von der Vergeblichkeit seines Tuns zu überzeugen und ihn vom Kampf zurückzuhalten, erweisen sich als erfolglos, da Turnus sich in seiner Kampfeslust vernünftigen Argumenten verschließt. So nehmen auf beiden Seiten die Vorbereitungen auf den bevorstehenden Waffengang unaufhaltsam ihren Lauf. Schließlich kommt es zu einer Intervention Junos, die an Turnus' Schwester Juturna, eine Nymphe, appelliert, das bevorstehende Duell mit allen Mitteln zu verhindern und den vertraglich vereinbarten Waffenstillstand ungültig zu machen, damit die kriegerische Auseinandersetzung zwischen den beiden Konfliktparteien wieder aufleben kann.
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2. Einheit (Verse 216 bis 467)

Zweifel an Turnus’ Zweikampfstärke kommen auf Seiten der Rutuler auf und Juturna gelingt es, nachdem sie die Gestalt eines Kriegers angenommen und sich unter die Kämpfenden begeben hat, die Rutuler von ihrer Überlegenheit zu überzeugen und sie in ihrem Willen zu bestärken, den Kampf mit den Trojanern nochmals aufzunehmen und Turnus zu schonen. In dem Vorzeichen, das Juturna vom Himmel schickt, erblickt der Seher Tolumnius eine Prophezeiung des Schlachtausgangs zugunsten der Rutuler. Er selbst schleudert eine Lanze gegen die Trojaner, durch die ein trojanischer Krieger getötet wird. Hieraus entwickelt sich ein nicht mehr kontrollierbares Gemetzel mit zahlreichen Opfern auf beiden Seiten. Aeneas, der die Kämpfenden trennen will und die endgültige Entscheidung weiterhin im Duell mit Turnus sucht, wird durch einen Pfeilschuss verwundet und kampfunfähig. Turnus, durch den Anblick des verletzten Aeneas berauscht, tritt einen Siegeslauf an, bis Aeneas, unter Mitwirkung seiner Mutter Venus geheilt, in den Kampf zurückkehrt: Seine Aristie beginnt.
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3. Einheit (Verse 468 bis 696)

Um Turnus vor dem sicheren Tod zu bewahren, schlüpft Juturna in die Rolle seines Wagenlenkers Metiscus und versucht ihn auf sicheren Wegen durch das Kampfgeschehen zu führen. Die Auseinandersetzung zeigt sich mittlerweise von ihrer grausamsten Seite, und Aeneas sowie Turnus geben sich wütendem Morden hin. Auf Venus’ Geheiß entschließt sich Aeneas, Laurentum selbst, die Stadt der Latiner, anzugreifen und niederzubrennen. Die Bewohner verfallen der Panik und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen: Königin Amata nimmt sich das Leben, da sie sich für die eigentliche Ursache der Leiden hält. Als Kriegslärm aus der Stadt zu Turnus dringt und er über die bedrohliche Situation in Laurentum informiert wird, sieht er seine Stunde gekommen, verlässt seinen Streitwagen und geht unerschrocken durch die feindlichen Reihen bis an die Stadtmauer, fest entschlossen, sich seinem Gegner Aeneas im Zweikampf zu stellen.
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4. Einheit (Verse 697 bis 952)

Der Entscheidungskampf zwischen Aeneas und Turnus steht bevor. Eine ungezügelte Verfolgungsjagd unter dem Einsatz von Waffen zeigt den unbändigen Willen beider Protagonisten nun dem Krieg ein Ende zu setzen. In einem Rededuell zwischen Jupiter und Juno, einem vorläufigen Höhepunkt der Handlung, vermag Jupiter seine Schwester zu überzeugen, nicht mehr länger für Turnus Partei zu ergreifen und Aeneas für die Trojaner den Sieg davontragen zu lassen. Jupiter seinerseits akzeptiert Junos Wunsch nach einem Fortbestand der Kultur Latiums und des latinischen Namens angesichts des Untergangs Trojas. Turnus’ Tod ist nun eine beschlossene Sache: Juturna zieht sich auf ein göttliches Vorzeichen hin aus dem Kampf zurück und überlässt Turnus seinem Schicksal. Durch Aeneas’ Speer getroffen sinkt er zu Boden, hoffend, dass Aeneas um seines Vaters Daunus willen Gnade walten lässt. Schon will Aeneas dem Verwundeten das Leben schenken, da erblickt er an ihm das Wehrgehenk des jungen Pallas, das Turnus diesem, nachdem er ihn umgebracht, abgenommen hatte, und erfüllt seine Rachepflicht, indem er sein Schwert in Turnus’ Brust stößt.
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